Eine Patient erzählt …
Christian Fenn hat das Leopoldina-Krankenhaus sowohl als Patient als auch als Angehöriger erlebt. Während seines Aufenthaltes und seiner Besuche hat ihn die tägliche Arbeit des Pflegepersonals und der Ärzteschaft tief beeindruckt. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen.
Herr Fenn, wenn Sie an das Leopoldina-Krankenhaus denken, was kommt Ihnen in den Kopf?
Meine Aufenthalte im Leopoldina haben mich sowohl als Patient sowie als Angehöriger stets bewegt. Neben der medizinischen Versorgung hat mich vor allem die Menschlichkeit und die Geduld, die ich erleben durfte, beeindruckt. Es gibt ja durchaus Patienten mit einer hohen Anspruchshaltung, die dann auch sehr fordernd zum Ausdruck gebracht wird. Aber das Pflegepersonal reagierte auch dann noch ruhig, wenn ich selbst am liebsten schon eingeschritten wäre. Besonders bei meinen Aufenthalten in der Notaufnahme gab es Patienten, die keine lebensbedrohlichen Verletzungen hatten und die dennoch nicht nachvollziehen konnten, dass sie nicht nach der Reihe behandelt wurden. Aber auch hier blieben die Pflegekräfte bemerkenswert ruhig, was meiner Meinung nach keineswegs selbstverständlich ist.
Können Sie uns ein Beispiel nennen, was Sie besonders beeindruckt hat?
Mein Vater musste während seines Aufenthaltes gefüttert werden und verweigerte auch noch den Löffel. Es kostete so viel Zeit, ihn angemessen zu versorgen. Obwohl das den Arbeitsfluss der Pflegekräfte immens ausbremste, habe ich eine erstaunliche Geduld beobachten können.

Wie haben Sie die Arbeit der Pflegekräfte und Ärzteschaft erlebt?
In der Notaufnahme herrscht ein unglaublicher Druck. Es entstehen so viele unerwartete Situationen, ständig kommen neue Aufgaben und Informationen herein. Gleichzeitig weiß das Personal, wie viele Menschen im Wartezimmer teilweise ungeduldig warten. Und dennoch ist es den Pflegekräften gelungen, uns das Gefühl zu vermitteln, dass sie genau jetzt für uns da wären. Das habe ich sehr bewundert.
Gab es besondere Momente, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
Ja, viele. Zum Beispiel – ganz banal – wenn nachts der Sensor auf der Fußbodenmatte meines Vaters ausgelöst wurde – manchmal durch den Patienten, manchmal durch mich selbst aus Versehen. Niemals habe ich einen ungeduldigen Blick des Pflegepersonals gesehen. Stattdessen wurde ich freundlich beruhigt. Deutlich emotionaler war es in der Silvesternacht, als ich die letzten Atemzüge meines Vaters erwartete. Entsprechend aufgewühlt stand ich vor dem Pflegepersonal. Aber den Mitarbeitenden gelang es, sehr einfühlsam auf meine Ängste einzugehen und diesen schwierigen Spagat zu schaffen, Trost zu spenden, ohne falsche Hoffnungen zu machen. Das war direkt an Weihnachten nicht viel anders. Immer wieder habe ich genug Präsenz, Zuwendung und Mitgefühl erfahren. In Krankenhäusern, Senioreneinrichtungen und Pflegeheimen wird das ganze Jahr an 24 Stunden ein wertvoller Dienst am Menschen geleistet. Erst die Feiertage haben mir bewusst gemacht, dass andere Menschen auch dann arbeiten, wenn sie selbst vielleicht lieber bei ihren eigenen Familien wären. Das verdient Anerkennung.
Wie würden Sie nach Ihren Erfahrungen als Patient und als Angehöriger die Arbeit im Krankenhaus zusammenfassen?
Die Menschen leisten weit mehr als es der klinische Auftrag verlangt. Medizinische und pflegerische Versorgung ist das eine. Aber Geduld und eine gewisse Hingabe sind eine persönliche Haltung, die den Raum zur Genesung oder zur würdevollen Begleitung am Ende eines Lebens überhaupt erst gestalten.
Was möchten Sie dem Team mit auf den Weg geben?
Ein großes, ehrliches „Danke“. Ihre Arbeit bleibt nicht unbemerkt. Es gibt viele Menschen, die tief berührt sind von dem, was Sie leisten – auch wenn sie es nicht immer sofort sagen oder schreiben. Aber vielleicht dürfen meine Worte heute stellvertretend stehen.


