Was du säst, wirst du ernten
Parent-Child Interaction Therapie (PCIT; Deutsch: Eltern-Kind-Interaktionstherapie) ist eine effektive Methode zur Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung sowie zur Reduktion von Verhaltensproblemen.
PCIT
PCIT wurde von Prof. Sheila Eyberg ab den 1970er-Jahren in den USA entwickelt und wird seit 2008 auch in Deutschland angewendet. Die Therapie richtet sich an Familien mit zwei- bis sechsjährigen Kindern und hat sich besonders bei Störungen des Sozialverhaltens, ADHS, Autismus-Spektrum-Störungen, Ängsten oder depressiven Symptomen bewährt. Auch zur Prävention von Misshandlung und Vernachlässigung ist PCIT effektiv. Die Behandlung erfolgt in der Regel ambulant und umfasst etwa 12 bis 20 Sitzungen à 60 bis 90 Minuten. Eltern lernen, die Techniken zu Hause anzuwenden, um nachhaltige Verhaltensveränderungen zu erzielen.
Die frühen Jahre eines Kindes sind entscheidend für seine Entwicklung, besonders im Bereich sozialer Fähigkeiten und Kommunikation. Eltern sind in dieser Zeit die wichtigsten Bezugspersonen. Zeigen Kinder übermäßig aggressives oder oppositionelles Verhalten, kann das zu erheblichen Beziehungsproblemen führen, die das kindliche Problemverhalten weiter verstärken. Einen Ausweg bietet die PCIT, erklärt Privatdozent Dr. Wolfgang Briegel, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt. Ziel der Behandlung ist, das Verhalten von Kindern positiv zu beeinflussen und gleichzeitig die Eltern-Kind-Beziehung zu stärken.
Wie funktioniert PCIT?
PCIT besteht aus zwei Phasen: dem Spieltraining und dem Kooperationstraining. Im Spieltraining lernen Eltern, wertschätzend mit ihren Kindern zu interagieren, wobei der Fokus auf der positiven Verstärkung angemessenen Verhaltens liegt. Eltern lernen dabei, die sogenannten ELVIS-Strategien anzuwenden: Echte Begeisterung für das Spiel zeigen, angemessenes Verhalten des Kindes loben, angemessenes Verhalten beschreiben und imitieren sowie Äußerungen des Kindes spiegeln. Ein zentrales Element ist das gezielte Loben. „Wichtig ist, dass Eltern ihr Kind für konkrete Verhaltensweisen loben“, so Dr. Briegel – nicht durch pauschale Aussagen wie „Gut gemacht“. Kritik und Anweisungen sollen möglichst vermieden werden. „Bereits fünf Minuten Spiel pro Tag können das Verhalten eines Kindes deutlich verbessern“, erklärt Dr. Briegel. Diese kurze Zeit reicht aus, um die Beziehung zu stärken und angemessenes soziales Verhalten zu fördern.
In der zweiten Phase, dem Kooperationstraining, lernen Eltern zusätzlich, klare Anweisungen zu geben und angemessen auf problematisches Verhalten zu reagieren. „Kinder müssen verstehen, dass es Konsequenzen für unangemessenes Verhalten gibt. Das funktioniert am besten, wenn gleichzeitig gutes Verhalten verstärkt wird“, so Dr. Briegel.
PCIT nutzt Live-Coaching, bei dem Therapeutinnen und Therapeuten die Eltern während des Spiels durch eine Einweg-Scheibe beobachten. Über ein Mikrofon erhalten sie direktes Feedback und Anleitung. Diese Methode ermöglicht eine schnelle und effektive Veränderung des elterlichen und damit auch des kindlichen Verhaltens. PCIT-Therapeutinnen und Therapeuten begleiten Eltern auch in Alltagssituationen – eine Sitzung kann etwa auf dem Spielplatz oder im Supermarkt stattfinden.
Warum frühes Eingreifen wichtig ist
Da sich problematisches Verhalten oft verfestigt, empfiehlt Dr. Briegel eine frühzeitige Intervention. „Je eher die Therapie beginnt, desto besser – später sind Veränderungen deutlich schwieriger“, fasst er zusammen.
PCIT in Deutschland: Ein Erfolgskonzept für Familien
Dr. Briegel brachte PCIT 2008 aus den USA nach Deutschland und etablierte es sowohl in der klinischen Anwendung als auch in der Ausbildung. Zahlreiche Therapeutinnen und Therapeuten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden seither in Schweinfurt ausgebildet. „Schweinfurt ist das Zentrum von PCIT im deutschsprachigen Raum“, sagt der Chefarzt. „Keine andere Klinik in Unterfranken behandelt Kleinkinder in diesem Umfang.“ PCIT bietet eine nachhaltige Lösung zur Behandlung psychischer Störungen bei Kindern von zwei bis sechs Jahren. Eltern lernen, durch positive Strategien und klare Grenzen die Beziehung zu ihrem Kind zu stärken und das Verhalten zu verbessern – eine Win-Win-Situation.
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Chefarzt:
PD Dr. med. Wolfgang Briegel
Telefon 09721 720-3374
Fax 09721 720-2901
